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1. |
Totgestreicheltes Tier
03:49
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Totgestreicheltes Tier
Ich bin total erschrocken
Heute morgen vor meiner Tür
Da lag auf dem Fußabstreifer
Ein totgestreicheltes Tier
Ich bin fast drüber gestolpert
Ich hatte es nicht gesehen
Ein totgestreicheltes Tier auf dem Fußabstreifer
Ist ja auch nicht gerade schön
Ich dachte sofort wer macht denn sowas
Irgend so ein Idiot
Legt mir ein Tier auf den Fußabstreifer
Und streichelt es dann tot
Man kriegt's doch auch im Rücken
Wenn man da so lange kauert
Denn ein Tier totzustreicheln
Ich stelle mir vor, das dauert
Warum nimmt er es dann nicht wieder mit
Will er mir irgendwas damit sagen
Und was ist das eigentlich für ein Tier?
Das würd ich ihn auch gern fragen
Oh - Totgestreicheltes Tier
Oh - Was willst du von mir
Oh - Totgestreicheltes Tier
Was kann ich dafür, dass du hier bist
Und doch nicht mehr hier?
Auf meinem Fußabstreifer war schon viel los
Manche wollten Staubsauger vertreten
Andre wollten Pakete abliefern
Wieder andre wollten beten
Ich hab also gar nichts dagegen
Wenn dergleichen Unvorhergesehenes passiert
Aber so direkt vor der eigenen Tür
Mag man nur, was man auch kapiert
Ich nahm das totgestreichelte Tier
Und trug es hinein ins Haus
Es war ganz weich und wog nicht viel
Und es sah sehr zufrieden aus
So ganz in sich selbst eingerollt
Ich dachte, boah, das isser, der Frieden auf Erden
Beim Anblick eines totgestreichelten Tieres
Kann man neidisch werden
Auf der Welt wird so viel gelogen, betrogen
Intrigiert und geheuchelt
Manchmal wünsch ich mir, ich läge auch irgendwo
Und würde totgestreichelt
Oh - Totgestreicheltes Tier
Oh - Jetzt wohnst du bei mir
Oh - Totgestreicheltes Tier
Ich habs im Gespür, wenn jetzt noch drei von deiner
Sorte kommen, seid ihr schon vier
Was mach ich jetzt denn jetzt mit dem tot-
Gestreichelten Tier schreib ich sofort ein Lied
Oder soll ich es würdig begraben
Oder abwarten, was noch geschieht
Denn gerade wer fliegt hat doch den meisten
Boden unter den Füßen
Wenn man ganz lang nur gestreichelt wird
Kann man das irgendwann nicht mehr genießen
Jetzt erschreck ich schon wieder weil es
An meiner Türe läutet
Vielleicht sagt mir der Typ, das Tier totgestreichelt
Hat, was das hier alles bedeutet
Doch es ist nur die Nachbarin, die mir erzählt,
Sie habe vor einzwei Stunden
Im Treppenhaus ihre Mütze verloren
Und ich sag "Ja, die hab ich gefunden."
Oh - Totgestreicheltes Tier
Oh - Jetzt bin ich ganz alleine hier
Oh - Totgestreicheltes Tier
Wenn ich mich jetzt noch erinnern könnte:
Was wollt ich denn eigentlich vor meiner Tür?
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2. |
Freundchen
02:11
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Freundchen
Freundchen, komm mal her und hör mir zu
Vertrau mir doch, ich kenne alle Tricks
Du stehst hier rum wie eine alte Kuh
Schau dir mal dein Leben an, so wird das nix
Hab ich dir schon jemals schlecht geraten?
Du hast keine Power und bist nicht in Form
Wie soll das jemals besser werden, sag mal, worauf willst du warten?
Tu was ich dir sag, du profitierst enorm!
Freundchen, wenn du etwas willst, musst du was dafür tun
Du musst haben wollen und das dann auch sein
Willst du erst noch überlegen und dich erst noch richtig ausruhn
Bist du noch so dumm zu glauben, das kommt alles von allein?
Freundchen, fang' wir doch mal außen an
Ich seh keine Muskeln, auf mich wirkst du schwach
Wenn dich eine Frau so ansieht, sieht sie keinen echten Mann
Und schau ich dich an, entschuldje wenn ich lach
Freundchen, in dir steckt mehr als ein Haufen träges Fleisch
Du kannst beliebt sein, Im Erfolg, da kannst du baden
Man wird sich um dich reißen, ich hör jetzt schon das Gekreisch
Wenn ich mít dir fertig bin, wirst du zu Partys eingeladen
Warum bist du müde und hast keine Energie
Du sagst, ja das kommt daher, dass dich niemand liebt
Das stimmt ím Prinzip, nur ändern wird sich dieser Kreislauf nie
Man kann ja immer nur, was man ein bisschen übt
Dú sagst dir, du willst vom Leben nicht zuviel erhoffen
Wer du bist und was du kannst und wo du wohnst und was du planst
Und was du hast und wer dich gut findet, das lässt du lieber offen
Aber wenn es nicht das Leben bringt, ja was denn bitte sonst?
Du bist einsam und verschroben, schlampig und du bist zu dick
Es steht unbestritten fest du lässt dich gehn
Ich kenn dích schon eine Weile, du verträgst keine Kritik
Und jetzt kómm vom Spiegel wég, ich kann dich lángsam nicht mehr séhn!
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3. |
In der Kleintierhandlung
02:47
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Kleintierhandlung
Ich ging durch die Stadt, ich war erst neun
Da ging ich einen Laden hinein
Ich sah mich um und suchte was aus
Und kam mit einem prallgefüllten Beutel heraus
In dem Beutel war Wasser, in dem Wasser was drin
Das lebte und das dachte sich ich weiß nicht wo ich bin
Mein Bruder sagte Kleiner du bist doch dumm wie Brot
Was willst du denn mit einem Goldfisch du Idiot
Und ich sagte: den hab ich in der Kleintierhandlung gekauft
Ich ging durch die Stadt, ich war noch kein Mann
Da war wieder dieser Laden und er zog mich magisch an
Ich kaufte einen Fressnapf und Futter und ne Leine
Und ich ging nicht allein nach Hause wenn ihr wisst was ich meine
Mein Vater sagte Junge, warum fragst du nicht vorher
Und er ist zwar niedlich aber warum machst dus uns so schwer
In unsrer Dreizimmerwohnung wohnen vier Leute drin
Wo hast du denn den Hund her und wo soll der bitte hin
Und ich sagte den hab ich in der Kleintierhandlung gekauft
Später zog ich von zuhause aus, das Leben ist ein steter Wandel
Näher an die Innenstadt und näher an den Einzelhandel
In ne Wohngemeinschaft mit fünf andren, alle total lieb
Doch eines Morgens standen Sie in meiner Tür und fragten mich "Hey Typ,
Was da aus aus deinem Zimmer kommt, das geht uns auf den Wecker
Ob es Tag ist oder Nacht, da ruft jemand 'Polly will nen Cracker'
Du gestattest sicher, dass wir fragen, was die Quelle sei."
Das ist ein Papagei, sagte der Papagei
Und ich ergänzte: den hab ich in der Kleintierhandlung gekauft
Das alles ist schon Jahre her, man steckt nicht immer drin
Doch heute ist mir sonnenklar, dass ich mein eig'nes Haustier bin
Ich füter mich, ich führ mich aus, bin amtlich eingetragen
Und mein Herrchen ist der Chef, da gibt es nichts zu hinterfragen
Meine Freunde sagen, Alter, wär das nicht auch deine Pflicht
- weil guck doch mal, so richtig supergeil erzogen ist der nicht
Und ich sag:
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4. |
Unvernünftig
03:02
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Unvernünftig
Man kennt uns seit Jahren und sagt sich die waren aneinander nie interessiert
Es gab Situationen, die waren nicht ohne – und trotzdem ist nie was passiert
Jetzt hab ich dich hier in der Disco getroffen wo wir beide sonst niemand kenn‘
Und du bist wie ich schon ein bisschen besoffen
Und ich frag mich: wenn jetzt nicht, wann denn?
Sei doch mal unvernünftig
Und verführe mich
Die Gelegenheit ist günstig
Aber ich trau mich nicht
So jetzt hab ichs gesagt aber du hebst nur fragend die Hand und hältst sie an dein Ohr
Es ist wohl zu laut hier in dieser Scheißdisco und ich komm mir so albern vor
Ich geh an die Bar um uns Drinks zu besorgen und die Lichter flackern so bunt
Und als ích mich nochmal nach dir úmdreh siehst du mich nicht án
Doch lautlos spricht dein Mund:
Sei doch mal unvernünftig
Und verführe mich
Die Gelegenheit ist günstig
Aber ich trau mich nicht
Jetzt fragt ihr euch kriegen die zwei das nochmal auf die Kette und ham sie‘s getan?
Ich muss euch enttäuschen wir sind in getrennten Taxis nach Hause gefahrn
Mein Taxifahrer war ein älterer Herr, der hat nur wo ich hinwill gefragt
Und ich háb wohl so vor mich hin dich in Gedanken laut und verständlich gesagt:
Sei doch mal unvernünftig
Und verführe mich
Die Gelegenheit ist günstig
Aber ich trau mich nicht
Am drauf folgenden Morgen in meinem Bett liegt jemand schnarchend neben mir
Ich trau mich nicht nachzugucken wer’s ist und schleiche ganz leis aus der Tür
Ich geh in ein Café und schreib dieses Lied das geht schnell denn es ist alles wahr
Und als ich zurück komm, steht das Taxi glücklicherweise nicht mehr da.
Sei’s drum, dann läuft’s halt anders
Mit uns als das jetzt war
Aber wie und wenn überhaupt, wann das
Sein wird, ist noch nicht klar
Eines weiß ich verlässlich
Ein Teil von meim Plan:
Ich werd nur noch ausschließlich
Mit dem Fahrrad zur Disco fahrn
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5. |
Ehrlichkeit
00:51
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Ehrlichkeit
Ehrlichkeit ist wichtig. Ehrlichkeit ist krass.
Ehrlichkeit macht süchtig. Ehrlichkeit macht Spaß.
Ehrlichkeit ist alles, alle sollten ehrlich sein
Wer nicht ehrlich ist zu anderen, ist mit sich selbst allein.
Ehrlichkeit ist Wirkung und Ursache zugleich
Wer arm und trotzdem ehrlich ist ist unermesslich reich
Wenn deine Ehrlichkeit in anderen Ehrlichkeit erzeugt
Ist es nur gerecht, wenn auch ein König sich vor dir verbeugt
Ehrlichkeit ist mächtig. Ehrlichkeit hat Kraft.
Und ist vielleicht des Menschen allerbeste Eigenschaft
Drum sag ich euch ganz ehrlich
Auch wenn ihr mich dafür hängt
Ehrlich sein heißt nicht,
Dass man stets sagt,
Was man so alles denkt
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6. |
Kamel sein
03:03
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Kamel sein
Was ich hier hier eigntlich mach das könnt ich gar nicht sagen
Ich halt mich an dir fest und laufe blind
Ob‘s Tag ist oder Nacht trau ich mich auch schon nicht mehr fragen
Ich weiß schon lange nicht mehr wo wir sind
Wenn wir so sagst du nirgendwo dagegenknallen
Gewinnen wir vielleicht den ersten Preis
Wenn wir aufs Podium kommen ohne umzufallen
Ich hör dich weiter hinten nur ganz leis und denk mir was ist das denn fürn
Hätt ich mich doch darauf nur niemals eingelassen
Aber du sagtest wenn dann nur mit mir
Jetzt sind wir mittendrin, ich kann's noch gar nicht fassen
Ach wär es doch irgendein andres Tier
Aber nein es musste ein Kamel sein
Und meine Rolle ist das Hinterteil
Du kannst da vorne als Kamelkopf sehr fidel sein
Doch ich bin hinten hier der Arsch - das' nichso geil
Sind wir schon in der Nähe dieser Fete?
Um acht Uhr sind wir los jetzt ist doch sicher schon halb zehn
Ohne dich wüsst ich gar nicht was ich täte
Und ohne das Kostüm würd ich es sehn
Vielleicht entdeckt ja jemand unsre Spuren
Meine Füße sind schon wund und lahm und feucht
Doch du sagst, jetzt komm, Kamele das sind zähe Kreaturen
Und Kostümfest erster Platz ist niemals leicht
Wo sind denn eigentlich die ganzen andren Leute?
Ich sehn mich nach Asphalt und nach Beton
Nur falls der kurzsichtige Pferdemetzger heute
nichts mehr vor und was getrunken hat und es ist Jagdsaison
Weil nein, dann möcht ich kein Kamel sein
Und wenn dann besser noch der Kopf als der Popo
Du magst als Partnerin ja wirklich ein Juwel sein
Doch wenn ich sterben muss, dann wüsst ich auch gern wo
Ich glaub es bringt auch nichts, ganz laut zu rufen
Es geht ich glaub vor allem querfeldein
Dann kommen plötzlich irgendwelche Stufen
Und dann gehen wir irgendwo hinein
Dann hab ich deinen Hintern nicht mehr vor der Nase
Dem Wüstenschiff fehlt jetzt der Bug und what the heck?
Ich dreh mich um und es macht klirr und es klingt wie die Blumenvase
Bei uns daheim dahinten links am Sofaeck
Ich reiß mir von den Schultern diesen Höcker runter
Und denk sofort ich bin nicht mehr normal
Wir stehn im Wohnzimmer, du grinst mich an und bist putzmunter
Und du zeigst mir den Kostümfestsiegpokal
Ja fein da mag man gern Kamel sein
Wenn alle Welt das derart honoriert
Ich will jetzt gar nicht zwanghaft originell sein, aber
Wie war dein Abend, Schatz, hast du dich auch schön amüsiert?
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7. |
Dem Planeten geht es gut
04:01
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Dem Planeten geht es gut
Die Dinosaurier hams getan
Und die Säbelzahntiger
Mammuts gabs auch irgendwann
Die kommen alle nicht mehr wieder
Die sind allesamt verreckt
Evolution hat ihren Preis
Es lag nicht am Intellekt
Wir wussten doch im Herzen immer: das Wetter ist ein Scheiß.
Aber keine Sorge:
Dem Planeten geht es gut
Der Planet hat kein Problem
Was der Mensch auch immer tut
Die Welt war früher schon extrem
Dem Planeten geht es gut
Für den Planeten keine Kunst
Die Menschen fassen neuen Mut
Und sehen ein: der Planet kanns ohne uns
CO2 gabs vor uns auch
Das haben wir doch nicht erfunden
Heul doch jetzt nicht rum du Lauch
Der Markt wirds regeln, wir sind Kunden
Zuviel Verkehr und Industrie
Und viel zu viele Endgeräte
Dafür kriegen wir, das gabs noch nie
Ganz neue Küstenstädte
Dem Planeten geht es gut
Die Erde wird sich weiterdrehn
Verteilungskriege bis aufs Blut
Hat der Planet schon oft gesehn
Dem Planeten geht es gut
Macht euch bitte nicht verrückt
Es ist zu spät für Eure Wut
Wir sind allesamt gefickt
Die Dinosaurier sind weg
Die hatten nicht den richtgen Riecher
Meteoritenstaub und Dreck
Voll die Opfer, diese Viecher
Doch ich kann in die Zukunft sehen
Und da erkenn ich ganz verschwommen
Wie Steven Spielberg wird ein neues Viech mal später Horrorfilme drehn
In denen die Menschen wiederkommen.
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8. |
Die Frau auf der Treppe
03:46
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Die Frau auf der Treppe
Wir haben das Bad renoviert
Wir haben den Flur ne tapeziert
Wir haben die Fenster isoliert
Damit es nachts nicht mehr so friert
Wir haben kräftig rangeklotzt
Manchmal bin abends um zehn
Und die Frau auf der Treppe
Hat das alles gesehen
Wir haben die Dachrinne geputzt
Wir haben die Hecke gestutzt
Ham die Garage entschmutzt
Und ham gehofft, dass es was nutzt
Den alten Ölofen entsorgt
Der mindestens zwei Zentner wiegt
Und die Frau auf der Treppe
Hat das alles mitgekriegt
Sie hat sich erst nur mir gezeigt
Mehr so wie Nebel oder Rauch
Der das Geländer hochsteigt
Aber jetzt siehst du sie auch
Ich hab gefürchtet, dass du denkst
"Jetzt ist er nicht mehr ganz dicht!"
Wir sind erwachsen, und bei Licht
Betrachtet: Geister gibt es nicht.
erst staunten wir, dass wir sie immer
Nachts auf dieser Treppe trafen
Heut weiß ich, oben war ihr Zimmer
Vermutlich geht sie einfach schlafen
Sie hieß Agathe, Jahrgang achtzehnsechsundachtzig
Es war ihr Haus und sie war menschlich wohl sehr strikt
Sie starb bei einem Treppensturz und macht sich
Entweder noch Vorwürfe deswegen
Oder hat's noch nicht geblickt
Wir haben Partys gefeiert
Wir haben Serien gebinged
Wir haben "O Tannenbaum" geleiert
Und uns "Frohes neues Jahr" gewünscht
Das ist jetzt unser Haus
Auf dem Papier - wir sind verschuldet -
Agathe geht hier nicht raus
Aber wir fühlen uns geduldet
Ein Pfarrer kam, hat exorziert
Das hat zu rein gar nichts geführt
Wir habens mit Ausräuchern probiert
(Nicht mal Feng Shui hat finktioniert)
Ich hab mit ihr gesprochen wie's
Der Junge mit Bruce Willis macht
Doch die Frau auf der Treppe
Hat zu allem nur gelacht
Sie ist nur Umriss und Gestalt
Noch nicht mal ganz Realität
Es wird trotzdem plötzlich kalt
Wenn man durch sie hindurchgeht
Richtig Ruhe vor ihr hat man nur
Nachts zu zweit im Bett
Auch das ist Agathes Natur:
Nonchalance und Etiquette
Und lauf ich manchmal nachts treppauf
Dann kann ich oft Agathe spür'n
Dann sag ich leise "Pass schön auf"
und "Dass kann doch jedem mal passier'n."
Ich warte jetzt noch ab bis zweitausendunddreißig oder - vierzig,
Und wenn man dann Agathe dort noch immer trift
Dann kann man davon ausgehn, beziehungsweise weiß ich,
Daran wird sich nichts mehr ändern
Nur ich hab dann
Nen Treppenlift
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9. |
Jonas
01:37
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JONAS
JONAS KLICKT NE PLAYLIST AN
DIE IHM NICHT GEHÖRT
UND ER DREHT EIN BISSCHEN LAUTER AUF
WEIL DAS MAMA STÖRT
MAMA IST NICHT ZUHAUSE
DOCH DAS IST JETZT EGAL
JONAS WEISS JETZT WAS ER WILL
ER IST NICHT GANZ NORMAL
JONAS HAT HEUT KEINE SCHULE
LEHRERKONFERENZ
ER STRENGT SICH AN UND FÜHLT
JA SO WÄR DAS WENN ICH SCHWÄNZ
KEINE GESETZE KEINE ELTERN
NUR DIE PURE ANARCHIE
SONST LÄUFT ZUHAUSE RADIO
WAS IST DAS DENN FÜR NE MELODIE
JETZT DREHT JONAS DEN REGLER
VORSICHTIG HOCH AUF VIER
DER HUND WECHSELT DEN RAUM
BLÖDES REAKTIONÄRES TIER
JONAS HEISST NICHT KEVIN
UND IST DOCH ALLEIN ZU HAUS
DOCH WAS ER WIRKLICH IST
FINDET ER HEUTE RAUS
ER IST EIN PUNK WAR ER SCHON IMMER
WIRD NIE ANDERS SEIN
UND DAS BESTE KOMMT NOCH
MORGEN WIRD ER NEUN
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10. |
Fangfrage
04:22
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Fangfrage
Du kommst nach Hause, es ist nachts um drei
Du warst aus, sagst du, aber sagst mir nicht wer dabei war
Deine Bluse ist falsch zugeknöpft, Du sagst, es war ganz nett
Und du kicherst dabei und du bist betrunken, und du riechst nach fremdem Eau de toilette
Und dann kommst du endlich ins Bett. Du hast deinen Slip verkehrt rum an
Und ich denke mir, verdammt, ist da vielleicht ein anderer Mann?
Ich würde dir jetzt gerne eine Fangfrage stellen, aber leider fällt mir grade keine ein
Eine bei der du dich unabsichtlich verrätst, die man nicht beantworten kann mit ja oder nein
Ich würde dir jetzt gerne eine Fangfrage stellen, gleich hab ich's, das geht schneller als du denkst
Und als ich's beinah' endlich hab, schau ich zur Seite und ich seh: du schläfst ja längst
Ich komm nach Hause, nachmittags um vier
Deine Schuhe stehen nicht mehr vor unserer Tür
In der Wohnung stell ich fest: hier ist plötzlich sehr viel Platz
Aber wo sind auf einmal all deine Sachen, mein Schatz?
Auf dem Zettel am Kühlschrank steht nur ein Satz, eilig hingekritzelt, wie’s scheint
„Es ist besser für uns“, steht da, und ich weiß nicht, wer außer dir ist gemeint
Ich würde dir jetzt gerne eine Fangfrage stellen, aber leider bist du überhaupt nicht da
Und man konzentriert sich schwer, wenn ein Stück nackte Wand da ist, wo der Fernseher war
Ich würde dir jetzt gerne eine Fangfrage stellen, und dann wärst du völlig machtlos und ich könnt'
Mir ganz genau anschauen, wie du guckst, wenn du denkst: mensch, ist der intelligent!
Ich treff dich auf der Straße, es ist abends um acht
Du bist nicht allein und ich denk das ist vernünftig so mitten in der Nacht
Er sieht aus wie ein Model, ein bisschen wie ich, nur muskulöser und größer und schön,
ich beobachte, wie ihr versucht zu ignorieren, dass ich so tu, als würd ich euch nicht sehn.
Aber dann bleiben wir vor'nander stehn, und ich merke nun, dies ist die Zeit
Ich hab lang darauf gewartet und ich hab viel überlegt und bin jetzt sowas von bereit!
Ich würd dir gerne endlich diese Fangfrage stellen, aber leider bin ich völlig irritiert
Weil der Typ sich erst die Ärmel hochgekrempelt hat und mir jetzt die Fresse poliert
Ich würd dir endlich gern mal diese Fangfrage stellen, doch er schlägt immer fester zu, und - au!
So wirst Du also nie erfahren, dass ich dich ... vollkommen durchschau.
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11. |
In meinen Träumen
01:49
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In meinen Träumen
Ob du mich wirklich so liebst
So wie ich bin, das frag ich mich
Bin ich so, wie du dir's vorgestellt hast
Oder eher nich?
Oh ich wär so gerne anders
Hübsch und klug und eloquent
Auf die Gefahr hin, dass mich
Meine eigene Mutter nicht erkennt
Doch es gibt da einen Ort
Wo ich der bin, der ich gern wär
Und ich bin jeden Abend dort
Hinzugelangen ist nicht schwer
Dort hab ich keine Brille,
Keine Rückenschmerzen, keine Gicht
Auch keine Wampe - und ein anderes Gesicht
In meinen Träumen hab ich Muskeln
Und ich bin behaart
In meinen Träumen bin ich sportlich
Und immer supercool am Start
In meinen Träumen hab ich Kohle nicht zu knapp
In meinen Träumen gibt es nichts, was ich nicht hab
In meinen Träumen bin ich immer liebenswert und lässig
Nicht so ein gottverdammter Lauch
Und ich bin sicher:
In deinen Träumen auch.
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12. |
Die Kündigung
02:09
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Die Kündigung
Außerirdische haben mich entführt
Letzte Woche, Mittwoch nacht
Da war ein Licht am Himmel
Das haben die angemacht
Sie schickten einen Traktorstrahl
Und beamten mich an Bord
Ganz automatisch und schwerelos
Also wieder kein Sport
Wir sind zusammen
Ein-zwei Galaxien weiter geflogen
Ich sah aus dem Fenster und dachte mir:
Nie wieder nehm ich Drogen
Sie haben mich untersucht
Mir überall hineingesehn
Es war ein bisschen wie beim Zahnarzt
Nur nicht ganz so schön
Dann sagte einer und es klang
Wie eine ernste Beschwerde
Sie wären zur Inspektion hier
Als Eigentümer der Erde
Sie hätten vor tausenden Jahren
Den Menschen die Erde vermietet
Im guten Glauben und seien bestürzt
Über das Bild, das sich Ihnen nun bietet
Die Mietsache sei, sprach der mit den acht Ohren
Ja total heruntergewohnt
So dass sich eine Renovierung
Kaum mehr richtig lohnt
Auch seien nicht mehr alle Tiere da
Und was noch da sei, sei dreckig
Auch die neuen Sachen gefielen nicht
Zu hässlich, zu eckig
Okay sagte ich, nur, was wollt ihr von mir?
Als ich ankam, war das schon so.
Der Anführer sprach (der mit den vierzehn Augen):
"Typisch Menschenniveau!"
Er sei ja dagegen gewesen
Uns damals die Erde zu überlassen
Wir könnten inzwischen zwar immerhin lesen
Doch ansonsten scheint das nicht zu passen.
Er räumte ein, mich träfe hier keine Schuld
Und dann ergänzte er scharf:
"Wir kündigen, unsre Geduld ist am Ende
die Erde wegen Eigenbedarf"
Sie hätten eine Anfrage von einer
Anderen Spezies, die sei wohl sehr nett
Die Kaution kriegen wir nicht wieder, leider
Und dann lag ich in meinem Bett.
So bin ich erwacht am Donnerstagmorgen
Und schau jetzt zum Himmel hoch
Und mach mir ein bisschen Sorgen
Vielleicht kommen sie ja noch.
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13. |
Küche Richtung Stadt
04:12
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Küche Richtung Stadt
Jetzt sitz ich wieder in der Küche, alle anderen sind schon weg,
Der Gastgeber geht durch die Wohnung, sammelt Teller und Besteck.
Er weiß als einziger, wo das hinmuss, drum geh ich ihm nicht zur Hand.
Es war ne wunderbare Party – ich hab niemanden gekannt.
Die Tür stand offen, alle glaubten, jemand hätt mich mitgebracht.
Auf dem Balkon durfte man rauchen, und ich hab mir noch gedacht
Wenn die jetzt alle nur so tun, als ob sie eingeladen wär’n
Und sich bemüh’n, nicht aufzufall’n: das würde einiges erklär’n.
Und du saßt hier, den ganzen Abend, in der Küche, wie jetzt ich
Die Leute kamen rein und gingen und du beachtetest mich nicht,
Obwohl ich eindeutig der einz’ge war, der dich beachtet hat
Und um halb elf bist du gegangen, ich hab es vom Balkon gesehen, Richtung Stadt.
Ich blieb nur hier, um zu merken, wenn dich irgendwer vermisst
Und von dir redet, so dass ich vielleicht mal mitkrieg,wer du bist.
Ich hätt auch, ohne mich verabschieden zu müssen, einfach gehen
Können, aber hinterherzulaufen hätte komisch ausgesehen.
Jetzt kommt der Typ mit dem Tablett in seine Küche, fragt mich stumm
Wer ich denn eigentlich bin, was ich hier mache und vor allem warum
Ich überhaupt noch hier bin, setzt sich zu mir, rülpst und fragt mich: „Wills-
Te noch ein Bier?“, ich nicke, und er macht zwei Flaschen auf und sagt, er wär der Nils.
Ich sag, ich bin ein Freund von Peter, denn das hatt ich aufgeschnappt,
Dass irgendeiner hier so hieß, mit dem ich Blickkontakt gehabt
Hatte, und Nils sagt „Peter ist ein Arschloch“, und ich sag „Nils, du bist doch blau“
Und Nils sagt „Das verstehst du nicht“ und dann „Es geht um eine Frau“
Und er erzählt mir, was passiert ist, und dann wird mir alles klar,
Und ich begreife, wie es jetzt ist, und auch, wie es vorher war,
So ohne Gruß einfach zu gehn, anders hätt das kein Mensch gekonnt
Ich seh dein braunes Haar noch wehn, als Nils sagt, die Frau, die er meint, war so schön blond.
Und jetzt sitz ich in der Küche, Nils sagt, ich geh jetzt ins Bett
Und wenn du willst, dann kannst du hierbleim, auf der Couch ists auch ganz nett
Und ich sag gut, nur um vielleicht noch mal kurz vom Balkon zu sehn
Ob es sich lohnt, so mitten in der Nacht noch ein paar Schritte Richtung Stadt zu gehen.
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14. |
Das Viech
03:14
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Das Viech
Letzten Sonntag Mittag war ich noch im Zoo
Und da stand ich vor nem Käfig, der war leer
Ich fragte: wo ist das Viech? Man wußte nicht wo.
Ich fragte: wer hat’s genommen? Man wußte nicht wer.
Das Käfigschild war halb verwittert, es war nur noch schwer zu lesen Schade, dachte ich, das wär jetzt int'ressant
Da kam der Zoowärter, und der verriet mir, was für ein Wesen
Hier jetzt reingehöre, sei ihm nicht bekannt.
Ich fragte ihn: "Sind Sie sich wirklich sicher?
Weil wenn ja, dann ist das ein Skandal
Ich sag, ich mein, da leben hier jahrelang irgendsolche Viecher
Hinter Gittern, und wenn sie plötzlich weg sind, ist's egal?"
"Nein", sagte er, "nur dieses Viech hier drin hat keiner je geseh'n
Man wusste nie, ob es ihm gut geht oder schlecht
Nur wie es nachts manchmal herumtön-
Te, kann ich Ihnen ja mal eben vormachen“ - er tat es – und es klang täuschend echt.
Ich fragte: "Woll'n Sie dieses Viech nicht endlich suchen gehen
Vielleicht ist's ja gefährlich und macht irgendwas kaputt
Wie wär’s, wenn ich dahinten suche und Sie mal dadrüben nach ihm sehen
Und wir treffen uns dann später wieder hier?" Er sagte: "Gut."
Nicht weit vom Käfig im Gebüsch saß einer in der Unterhose
Geknebelt und gefesselt und mit Blättern gut getarnt
Sowas geht ja eigentlich nicht, aber ich hatte große
Zweifel, ob er nicht doch sonst vielleicht die anderen warnt
Ich flüsterte ihm zu, er müsse noch etwas Geduld haben
Das Käfigschild, das nahm ich mit, nicht nur aus Nostalgie
Um sich auszukennen auf der Welt, braucht man wissenschaftliche Angaben
Obwohl, wer man wirklich ist, das weiß man nie
Der Wärter meldete per Lautsprecher, dass sich in der Botanik
Hier ein flücht'ges Viech verberge wohl von wildester Natur
Ich ging zum Ausgang durch das Drehkreuz und als hinter mir die Panik
Ausbrach, dachte ich: Das lenkt sie sicher ab von meiner Spur.
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15. |
Nachgefragt
02:00
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Nachgefragt
Nehmen Sie Drogen? Treiben Sie Sport?
Ham Sie heut schon gelogen? Denken Sie manchmal an Mord?
Haben Sie Kinder? Sind Sie zufrieden mit sich?
Würden Sie gerne gesünder leben, wenn nein, warum nich?
Sind Sie völlig verzweifelt - und wie geht's Ihn' dabei?
Wann ham Sie zuletzt Ihre Mutter verteufelt? Finden Sie die Nadel oder brauchen Sie mehr Heu?
Glaum Sie, dass das normal ist? Ham Sie gerne Verkehr?
Ist das schon alles - oder woll'n Sie noch mehr? (Dann kommse mal näher!)
Ich weiß, dass Sie das fragen dürfen, Sie sind ja vom Fach
Sie ham nen weißen Kittel an und denken sehr viel nach
Das ist aber doch ne ganz schön ausführliche Anamnese
Ich wollt doch nur ein Stückchen Käse
Der da vorn mit der essbaren Rinde? Der ist grad im Prospekt.
Würd mich interessieren wie Sie den finden, alle andren sagen der schmeckt
Hundert Gramm zum Probieren - geschnitten oder am Stück?
Noch ne Überweisung zur Wurst? Nein, dann guten Appetit und viel Glück!
Wir sehen uns nächste Woche wieder
Ich komm einfach so ohne Termin
Das rechnen wir privat ab, meine Krankenkasse kriegt das nicht hin
Ja wenn Sie meinen, dass das gut für mich ist, dann krieg ich noch anderthalb Pfund vom Brie
Ich wünschte, mein Therapeut wäre so überqualifiziert wie Sie.
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16. |
Säcke und Spaten
04:51
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Säcke und Spaten
Wir schlichen raus, es war schon dunkel
Wir hatten keinem was gesagt
Obs funktionieren würde, wussten wir nicht
Wir hatten niemanden gefragt
Die Straßenlaternen brannten
Wir schickten einen von uns voraus
Mit einer Technik, die wir alle kannten
Trat er sie für uns aus
Wir hatten Säcke dabei und Spaten
Wir wussten genau, was wir wollten
Und wir waren bereit zu Taten
die wir bald bereuen sollten
Wir hatten schon vor einer Woche
Die Vorarbeit organisiert
Und bei dem von uns, der am nächsten dran wohnte
Eine Schubkarre deponiert
Auch lagen zwei Säcke Erde
In der Garage von Onkel Peter
Vielleicht würden wir sie diesmal nicht brauchen
Vielleicht brauchten wir sie irgendwann später
Wir hatten Säcke dabei und Spaten
Rohe Gewalt und teuflische List
Wer uns sah, hätte niemals erraten
Wir hatten noch niemals ein Mädchen geküsst
Was wir vorhatten, hatte, soweit wir wussten
Vor uns noch niemand getan
Aber weil wir es tun mussten
Kam es darauf gar nicht an
Es war so ein Drang von innen heraus
Der uns zusammenschweißte
Wir wollten alle das Ganze
Und davon wollte jeder das meiste
Wir hatten Säcke dabei und Spaten
Furchtlose Freundschaft und Vertrauen
Wir wollten den Kaugummiautomaten
Ecke Turmstraße ausgraben und klauen
Im Schatten einer ausgetretenen
Straßenlaterne ging es ans Werk
Jürgen grub ein Loch, doch es war nicht groß
Und nicht tief genug, das ham wir ganz schnell gemerkt
Immer wieder fuhren Autos vorbei
Dann mussten wir immer kurz Pause machen
Wir spürten, wenn es nicht so verdammt ernst wäre,
Müssten wir wahrscheinlich lachen
Irgendwann fing das Scheißding an sich zu bewegen
Und dann kippte es einfach zur Seite
Es ging noch nichtmal kaputt dabei
Wir standen da und wussten nicht weiter
Es war viel zu schwer zum Transportieren
Wir warn echt die letzten Flaschen
Aber jeder von uns hatte noch ein paar
Zehnpfennigmünzen in seinen Taschen
Wir knieten uns in den Dreck
Und kauften das Scheißding leer
Und bis heute steht Ecke Turmstraße
Kein Kaugummiautomat mehr
Später zog Peter in den Süden
Und Jürgen in den Norden
Norbert zog es nach Westen, ich blieb hier
Aus uns allen ist nichts geworden
Ihr fragt warum erzählst du diese Geschichte
Und ich verstehe sie gut, diese Frage
Die Geschichte erinnert mich einfach
An die aktuelle politische Lage
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17. |
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Seit du mich verlassen hast
Seit du mich verlassen hast, bin ich so charmant
Zuvorkommend und höflich - und alles was ich sag, ist interessant
Seit du mich nicht mehr sehen willst, seh ich verdammt gut aus
Ich hab mir einen Labrador gekauft. Und einen Maserati. Und ein scheißgroßes Haus.
Seit ich weiß, dass die Frau, die ich liebte, mich jetzt scheiße findet
Hab ich eine Stiftung für unverschuldet in Not geratene süße Kätzchen gegründet
Seit du deine Sachen abgeholt hast, hab ich im Lotto gewonnen
Hab meine Playstation verschenkt und einen Yogakurs begonnen
Seit wir uns gestritten haben, bin ich die Güte in Person
Fußball bedeutet mir nichts mehr und beim Singen unter der Dusche treff ich stets den richtigen Ton
Seit du mich angeschrien hast, bin ich unfassbar nett
Ich esse keine Fertigpizza mehr und ich furz nicht mehr im Bett
Seit du nicht mehr bei mir bist, bin ich ganz bei mir
Ich geh nicht mehr ans Telefon, weil ich ständig meditier
Ich bin jetzt ein völlig anderer Mensch, den der Ärger des Lebens nicht juckt.
Nur eins ist noch wie früher:ich lüge wie gedruckt.
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18. |
Zurück
02:18
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Zurück
Ich geh immer ganz früh ins Bett, trink Apfelsaft statt Bier
Und wenn ich weine, dann kommt eine und kuschelt mit mir
Die was zu sagen haben sind riesengroß, und ich leb im Jetzt und Hier
Das ist auch nicht verwunderlich, denn ich bin ja erst vier.
Ich will zurück in den Kindergarten
Ich kann es eigentlich kaum erwarten
Ich gebe zu, ich freu mich schon auf die nächste Reinkarnation
Einer meiner letzten Gedanken bevor ich verrecke
Wird sein: geil, nur noch Schwangeschaft und Stillzeit
Und dann wieder: Sofaecke
Ich will kein' Stress mehr im Büro, wer braucht den Scheiß
Ich will stolz sein, allein aufs Klo gehn zu können und dann in' Morgenkreis
Ich verachte das kapitalistische System mit seinen entmenschlichten Qualen
Ich will den ganzen Tag am Tisch sitzen und ein Bild für Mama malen
Ich will Laterne laufen, um Bauklötze raufen
In Matschpfützen springen und laut und falsch singen
Und wenn ich ficken sag und solche Sachen
Dann will ich, dass die Leute sich Sorgen machen
Und außerdem will ich natürlich
Eine Kindergartentante ganz alleine für mich
Die mich freundlich beiseite nimmt und fragt:
"Du weißt schon, dass man eigentlich Erzieherin sagt?"
´
Ich will ein ganzes Jahr auf mein' Geburtstag warten
Und wenn ich was nicht weiß einfach raten
Ich will Jessica Schmidt mit Schmackes küssen
Und wenn sie igitt schreit nicht den Grund dafür wissen
Ich will vom Kuschelkuchen ein ganz großes Stück
Und mein geiles gelbes Dreirad zurück
Und sagt dann jemand dafür bist du zu groß
Keine Ahnung haben was meinen die bloß
Ich will Kartoffelpuffer mit Apfelmus
Und alle meine Schuhe mit Klettverschluss
Nicht schreiben können und/oder lesen
und die Biene Maja lieben wie ein lebendiges Wesen!
Will mich vor Sachen ekeln die ich nicht kenn
Spinat, Broccoli und Mathe und Alltag, und wenn
Ich Faxen mach und man will mir das Mütchen kühl'n, sag ich:
Ich bin jetzt fast 30 Jahre erwachsen ...
Könn' wir nich mal was anderes spiel'n?
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19. |
In der Karaokebar
02:08
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In der Karaokebar
Die Leute sind fast alle sympathisch
Wenigstens soweit ich das seh
Ich warte auf sie am Bartisch
Das Bier ist billig und schmeckt okay
Da kommt sie herein man erkennt sie sofort
Sie sieht aus wie im Internet
Sie hat schöne Haare und sie macht regelmäßig Sport
Und ihr Kater zuhause heißt Fred
Doch dann geht die Musik aus sie zeigt
Auf die Bühne und schubst mich und mir wird klar
Man kann nicht den kennenlernen, der schweigt
Also bestellte sie mich
In eine Karaokebar.
Ich singe County Roads und Green green grass
of home und I will survive
Es klingt schrecklich und es macht trotzdem Spaß
Und es ist alles live
Ich such sie, der Abend hat ehm erst begonn'
Aber sie ist schon gar nicht mehr da
Also geh ich zurück und singe "The show must go on"
In der Karaokebar
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20. |
Die Freundin von Torsten
04:10
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Die Freundin von Torsten 2023
Wie so oft saßen wir alle zusammen in einer Kneipe und unterhielten uns
Übers Leben, über die Liebe, über Geld, Mode, Sport, Politik und die Kunst
Da sagte einer, ich weiß nicht mehr, wer’s war, ich wüßte gern in der Tat
Wer von uns allen hier am Tisch zuhause die hübscheste Freundin hat
Wir wußten nicht gleich wer's war - aber es war doch ganz klar:
Es ist nicht die Freundin von David – die ist eher ganz einfach nur nett
Und auch nicht die von Johannes – die kennen wir alle von A bis Zett
Es ist auch nicht die von Lutz, denn die hat er ganz neu, die könn wir ja noch nicht kenn
Und meine ists auch nicht, nein, es ist die Freundin … von Torsten
Das war also geklärt. Nun ist es nicht alles, einfach nur hübsch zu sein
Wenn das Licht ausgeht und die Frau nur hübsch war, bist du auch wieder völlig allein
Auch ein Mann hat Gefühle und ernste Gedanken, und so war es nicht von der Hand
Zu weisen, wir müssen auch wissen, welche unserer Frauen hat den meisten Verstand?
Wir wußten nicht gleich wer es war - aber es war doch ganz klar:
Es ist nicht die Freundin von David – denn die ist einfach nur ziemlich okay
Und auch nicht die von Johannes – die kennen wir alle zu gut, also nee
Es ist auch nicht die von Lutz, denn die hat er ganz neu, die könn wir noch nicht kenn
Und meine ists auch nicht, nein, es ist die Freundin … von Torsten
Jetzt sind wir ja Männer, die wissen, dass es absolut nicht genügt
Dass eine hübsche Frau kluge Sachen sagt, wenn man selber am Boden liegt
Und als wir uns fragten, wer denn die nächste Runde bezahlt und bestellt
Fiel uns auf, wir müssen auch rausfinden: welche unserer Frauen verdient das meiste Geld?
Wir wußten nicht gleich wer es war - aber es war doch ganz klar:
Es ist nicht die Freundin von David – denn die kommt zwar zurecht, aber nur so lala
Und auch nicht die von Johannes – die kennen wir alle, die hat nichts in bar
Es ist auch nicht die von Lutz, denn die hat er ganz neu, die könn wir noch nicht kenn
Und meine ists auch nicht, nein, es ist die Freundin … von Torsten
Es war zwar schon spät, aber keiner von uns wollte zu seiner Freundin nach Haus
Nicht mal Torsten, der sah überhaupt etwas niedergeschlagen aus
Er meint, er sähe jetzt ein, dass er seiner Freundin nicht gerecht wird und muss
Ihr deshalb die Freiheit geben für einen besseren als ihn und er macht morgen mit ihr Schluss
Jetzt ist es emotional reichlich schwer zu verkraften, so ein unvermuteter cut
Und so fragten wir uns, welche unserer Frauen für so ne Aktion wohl Verständnis hat
Vielleicht ja die von David – und wenn nicht ists auch egal
Vielleicht auch die von Johannes – es wäre ja nicht das erste Mal
Unter Umständen auch die von Lutz, obwohl die ja ganz neu ist und wir sie nicht kenn
Und hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich … die von Torsten
Das war Sonntag vor einer Woche – morgen ist wieder Stammtischtermin
Torstens Freundin weiß wie man mittlerweile hört es geht auch ohne ihn
Doch es gibt schon was Neues: bei Lutz scheint’s inzwischen beruflich aufwärtszugehn
Und ich kann schon ganz im Vertrauen verraten, das lassen wir auch nicht einfach so stehn.
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21. |
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Letzten Frühling, ganz allein
Meine Freundin sagt zu mir
Du kommst viel zu oft zu früh
Und wenns das nicht ist, kommst Du zu spät
Jedenfalls pünktlich bist Du nie
So kann das nicht weitergehen
Und so kam ich auf den Plan
Ich bau mir ne Zeitmaschine
Um damit dann rumzufahrn
Ich wollt dich noch einmal treffen
Zum dann allerersten Mal
Dann lernst du mich richtig kennen
Und dann hast du keine Wahl
Endlich liegts nicht mehr an mir
Und es ist nicht deine Schuld
Dann ist alles richtig
Nur wer Zeit hat, hat Geduld
Ich hab mir auf Youtube alles
Was man braucht, selbst beigebracht
Es war fast lächerlich einfach
Es ging beinah über Nacht
Samstag ging ich in den Keller
Mit nem Schraubenzieherset
Montag - leider gings nicht schneller
War der Kasten dann komplett
Auf dem Display letztes Jahr
Im April, zur Sicherheit
Bis dahin liefs wunderbar
Und dann hab ich sie zurückgedreht, die Zeit
Es geschah aus Liebe, darum hoff ich
Dass du mir verzeihst
Einen Fehler gibt es immer
Und grad den vergisst man meist
Denn die Welt, die steht nicht still
Nein, sie dreht sich durch das All
Um sich selbst und um die Sonne
Und zwar schneller als der Schall
Als ich den Schalter umlegte
Wollt ich nur bei dir sein
Jetzt treib ich hier im Universum rum
Letzten Frühling, ganz allein
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22. |
Die Todeskralle
01:19
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Die Todeskralle
Er sagte uns, wir sollten alle wie das Wasser sein
Doch war er in der SPD, fragt ihr mich - ich sag: nein.
Wenn man ihn angriff, kämpfe er behände und präzis
Er konnte einen derartig verdreschen, dass man das dann ließ
Er war ein inspirierter Gartenzaun, ein Drache aus Metall
Er konnte martial arts, obwohl er weder Arzt war noch Marschall
Er war 1,71 groß und doch ein Riesentyp
Er war ne Sorte Mensch, von der's bis heute keinen zweiten gibt.
Er war ein Teil der Lösung, nie ein Teil von dem Problem
Er lebte nicht sehr lange, leider. Stichwort Hirnödem
Er war nicht nur kein Sozi, auch katholisch war er nie
Doch brutzle er nicht in der Hölle! Teufelskerl, Bruce Lee.
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23. |
Schlaflied
03:17
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Schlaflied
Schlafe, mein Süßer, nun schlaf endlich ein
Seit heut morgen um sechs wach, das kann doch nicht wahr sein
Entspann dich und leg dich zur Ruh
Ich sing dir ein Lied und du hörst einfach zu
Schließ deine Augen, es ist alles okay
Morgen geht’s weiter, soweit ich das seh
Für heute ist Ende und Schluss
Mach, dass ich nicht noch deutlicher werden muss
Nein, wir stehen jetzt nicht nochmal auf
Ins Bad und ins Bett ist soweit ich noch lauf
Heut – Beruhig dich, der Tag ist vorbei
Du musst nichts mehr machen, du hast jetzt frei
Schau, was dir der Tag heut gegeben hat
Du hast gespielt, hast getobt, wirst geliebt und bist satt
Lauf mir nicht so blöd hinterher
Es gibt jetzt nichts mehr, nein, es gibt jetzt nichts mehr
Leg dich jetzt sofort hier hin
Wenn du nicht willst, dass ich ganz arg bös mit dir bin
Wir haben jetzt keine Zeit mehr für dich
Mach, was du willst, aber ohne mich
Nein, es kommen jetzt keine Einbrecher mehr
Die sind auch schon ganz müde, ihre Augen sind schwer
Deshalb schlafen die, mach das doch auch
Dass du hier rumspinnst, ist das Letzte, was ich jetzt brauch
Wenn du nicht sofort still bist, dann werd ich brutal
Dann schläfst du im Garten, dann lernst du das mal
Wie ist denn mein Hund eigentlich drauf?
Der weckt mir am Ende noch meine Kinder auf.
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24. |
Was es war
01:54
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Was es war
Ich weiß nicht mehr, was es war
Vor einem Monat, vor einem Jahr
War's im Sommer, war's im Winter?
Ich komm nicht mehr dahinter
War's am Morgen, war's in der Nacht?
Hab ich geweint, hab ich gelacht?
War ich einsam? Warst du bei mir?
Fand ich's blöd - oder war ich dafür?
Vielleicht lässt sich das jetzt nicht mehr lösen
So wie es war, so ist es eben gewesen
Es ist auch eigentlich sicher nicht so wichtig
So wie es war, so war es richtig
Nur eins hätt ich vielleicht gern klar:
Und zwar was es denn eigentlich war
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Nicolai Köppel Heilbronn, Germany
Der in Berlin geborene Wahlheilbronner singt, liest und spricht seit mittlerweile 40 Jahren auf allen möglichen Bühnen. Songs, Lesebühnengeschichten, Drehbücher, Romane und Podcasts gehen auf sein Konto. Auf seiner Webseite www.nicolaikoeppel.de gibt es auch den ganzen Rest. ... more
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